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Gibt’s was außer Döner und Pizza - oder wie viel Kultur verträgt die 2BFZ2?!

Nach zwei gemeinsamen Jahren wünschte sich die 2BFZ2 eine Abschlussfahrt. Von unseren ersten Reiseplänen mit Zielen in den Süden Europas verabschiedeten wir uns schnell, als klar war, dass der afghanische Mitschüler das Land gar nicht verlassen darf. UND: Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah, waren doch die meisten der Jungs bis zu diesem Zeitpunkt noch nie in Deutschlands Metropole Berlin.

Erste Überlegungen eine organisierte Fahrt zu buchen, verwarfen wir schnell, zu klein die Gruppe, um finanziell angemessen reisen zu können. Das Zeitfenster war knapp bemessen- nach den mündlichen Prüfungen und vor der Verabschiedung, bedeutete am 14.7.2019 los, am 17.7.2019 zurück. Trotz unserer Erfahrung des täglichen Unterrichtsbeginns wählten wir mit Mut zur Gelassenheit die flixtrain- Verbindung, Sonntag, Abfahrt 6.23 Uhr, Hauptbahnhof Stuttgart. Und dann waren tatsächlich alle da! Auch diejenigen, die das Schuljahr nicht optimal abschließen konnten, ließen die Gelegenheit nicht aus, mit den anderen Jungs Berlin zu erkunden.

Als Einstieg ins Kulturprogramm stand bereits am Sonntagabend eine Führung im Reichstag. Bei den Ausführungen des erfahrenen Führers ("bin seit Anfang dabei") kamen diejenigen mit geschichtlichem oder architektonischem Interesse auf ihre Kosten, andere freuten sich über den Weitblick in der Kuppel. Die Selfies am Brandenburger Tor, schafften erste Identifikation mit der neuen Umgebung. Weiter in die deutsche Vergangenheit gruben wir uns am Montag beim Rundgang durch die Berliner Unterwelten. Wie sich herausstellte, erinnern die ausgestellten Relikte des 2.WK beim Schüler aus Syrien an die jüngste Vergangenheit. Nach einer demokratisch abgestimmten Programmanpassung endete der Ausflug im Berliner Zoo.

In Kleingruppen versuchten sich die Schüler immer wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Hauptstadt zurechtzufinden, kämpften sich durch ungewohnte Menschenmengen, auch wenn man "am liebsten beim Wandern im Schwarzwald wäre".

Kleine Missverständnisse wie "Stasimuseum ist nicht das gleiche wie das Stasigefängnis", spornten an auch mit wenig Großstadterfahrung auf schnellstem Weg den richtigen Ort zu erreichen, dank Verkehrsapp und Telefonhotline- jeder Fachlehrer wünscht sich so viel Engagement und Projektkompetenz! Diejenigen, die bei der Führung im Stasigefängnis Hohenschönhausen dabei waren, wurden nicht enttäuscht "So krass habe ich mir das nicht vorgestellt". Der junge Mann aus Kasachstan bannte die Jungs, indem er emotional seine Jugenderfahrungen mit der Stalin- Sowjetunion einfließen ließ, dabei wies er unmissverständlich auf das Privileg in einer Demokratie aufzuwachsen hin und ermunterte zu vielen Fragen- Geschichtsunterricht pur.

Dass es den Jungs gefallen, oder sie zumindest angeregt hat, zeigen die Statusbilder bei whatsapp, mit denen sie inzwischen auf sich aufmerksam machen! Oder auch der erstaunte Kommentar einer Mutter am Tag der Verabschiedung: "Mein Sohn hat nach der Fahrt zum ersten Mal daheim was erzählt" Also: Berlin ist eine Reise wert!