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Selbstverantwortung als Chance für Jugendliche

Im Rahmen der Themenwochen Selbstverantwortung als Chance für Jugendliche fanden vom 09.11.2022 bis zum 14.12.2022 vielseitige Veranstaltungen für Schüler:innen der dualen Ausbildungsvorbereitung und der Berufsfachschule statt.

Zum Auftakt der Themenreihe stellte sich die Drogenhilfe horizont des Rems-Murr-Kreises vor. Ansprechpersonen der Drogenhilfe besuchten die Schüler:innen in ihren Klassenzimmern, um mit diesen in vertrautem Umfeld ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam setzten sie sich mit Konsum und Suchtverhalten auseinander, beantworteten offene Fragen und stellten ihre Arbeit und die Beratungsangebote im Landkreis vor.

Auch mit dem Thema Spielsucht befassten sich die Schüler:innen während dieser Wochen. Zu Gast war der ehemalige Glücksspieler Volker Brümmer, dem nach über 20 Jahren pathologischen Spielens der Ausstieg aus der Sucht gelang. Heute widmet er sich unter anderem der Suchtprävention und klärt mitunter in Schulen über Glücksspiele und Spielsucht auf. Dabei berichtet er den Zuhörenden von seinen eigenen Erfahrungen und erzählt, dass er bis zu tausend Euro pro Nacht verloren hat und sogar so weit gegangen ist, das Ersparte seiner Tochter zu verspielen. Neben Einblicken in seine eigene Spielsucht warnte er die Schüler:innen auch vor dem Reiz des Glücksspiels. Anhand des Spiels Die verflixte Eins, bei dem die Gruppe gewinnt, die zuerst 50 Punkte beim Würfeln erreicht, führte ihnen Brümmer vor Augen, wie reizvoll und wie gefährlich das Spielen sein kann. Denn wird eine Eins gewürfelt, geht der Einsatz, der aus mehreren 100€-Scheinen aus Spielgeld besteht, an die gegnerische Mannschaft. Bei seiner Begegnung mit den Schüler:innen war es Brümmer nicht nur wichtig, vor den Gefahren des Glücksspiels zu warnen und ihnen zu zeigen, dass man sich aus der Sucht befreien kann, sondern auch, dass sie erkennen, dass jede:r von ihnen wertvoll ist – was auch immer passieren mag.

Um einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld ging es auch beim Besuch des Schuldnerberaters Karl Jaus und seinen Kolleg:innen. Das Schuldenpräventionsprojekt MoneyChecker des Kreisdiakonieverbands will Jugendliche und junge Erwachsene im Umgang mit Geld und Finanzen schulen und bietet darüber hinaus Begleitung auf dem Weg aus der Verschuldung an. Bei ihrem Besuch knüpften sie direkt an die Lebenswelt der Schüler:innen an und klärten unter anderem über die Fallen beim Abschluss von Handyverträgen auf und beschäftigten sich dabei mit gängigen Angeboten und überprüften, wie sich Tarife bei bestimmten Angeboten ändern können.

Auch mit dem Thema Wohnungslosigkeit kamen die Schüler:innen in Berührung. In seiner Lesung stellte der ehemalige Wohnungslose Dominik Bloh sein Buch Unter Palmen aus Stahl: die Geschichte eines Straßenjungen vor. Darin berichtet er von seiner Lebensgeschichte, erzählt von seiner Zeit als Jugendlicher auf den Straßen Hamburgs und von seinem Weg aus diesen schwierigen Umständen heraus. Seine Geschichte soll nicht nur erzählt werden, sondern auch Mut machen. „Vertraut auf euch selbst“, so sein Rat an die Schüler:innen.

Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildete der Besuch der Wilden Bühne. Für vier Lerngruppen der dualen Ausbildungsvorbereitung und ihre Begleitpersonen ging es daher am 14.12.2022 mit S- und U-Bahn in den Stuttgarter Osten. Die Wilde Bühne ist ein Verein, der theaterpädagogische Prävention zum Thema Sucht und Gewalt anbietet. Die Theaterstücke, die in Projekten von Schauspieler:innen entwickelt wurden, die selbst Erfahrung mit Drogensucht haben, tragen autobiographische Züge. Das besuchte Stück Mensch Kalle handelt von einer Gruppe aus vier Personen, die die Zeit totschlagen, Alkohol trinken, einen Einbruch planen, wenig Geld, aber Schulden haben und sich mit ihren individuellen Problemen auseinandersetzen. Vieles wird nur angedeutet und bietet Raum für Interpretation. Im Anschluss an das Stück begaben sich die Schüler:innen mit den Schauspieler:innen zur Nachbesprechung in einen separaten Raum. Damit diese frei reflektieren konnten, bekamen die Begleitpersonen eine eigene Nachbesprechung mit der Leitung des Theaters und Material für eine weitere Nachbearbeitung in der Schule. Bei ihrer Nachbesprechung konnten die Schüler:innen Parallelen zu ihrem eigenen Leben ziehen. Die Schauspieler:innen haben außerdem ihre Drogengeschichte offenbart, wodurch das Stück eine Authentizität erhält, die nur selbst betroffene Menschen vermitteln können.

Für das Projekt Selbstverantwortung als Chance für Jugendliche wurde Angela Dill, Lehrerin und Teamleiterin des AVdual, mit dem ersten Platz des Bürgerpreises 2022 ausgezeichnet. Auch dank der Förderung durch die Kreissparkassenstiftung lassen sich Projekte wie diese Themenreihe realisieren. Denn Personen, deren Leben durch Brüche und Wendepunkte gekennzeichnet sind, können Schüler:innen als Vorbilder dienen und ihnen bewusst machen, dass auch sie ausweglos erscheinende Lebensphasen bewältigen und Verantwortung für sich selbst übernehmen können.